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Alte Flaschen, neue Workwear

9. November 2021

Was taugt Polyester eigentlich als Textilfaser? Eine berechtigte Frage, wenn wir uns über nachhaltige Workwear unterhalten wollen! Gehen wir deshalb noch einen Schritt weiter: Warum sollte Kleidung überhaupt aus Polyester bestehen?

Was ich damit sagen will: Wenn deine Arbeitskleidung oder von mir aus auch Freizeitkleidung ganz oder zum Teil aus Polyestergewebe besteht, dann sollte das auch immer einen guten Grund haben! Sprich: Einen Grund, der dir als Trägerin oder Träger auch einen klaren Vorteil verschafft.

Sicher ist dir schon aufgefallen, dass Workwear von Weitblick zu einem großen Teil aus einem Mischgewebe gefertigt wird, das aus Polyester und Baumwolle besteht. Auch das hat einen guten Grund: Da deine Arbeitskleidung so viel wie möglich aushalten und zugleich bequem sein soll, während sie dir obendrein noch die Arbeit erleichtert und gut aussieht, geht’s Weitblick schlicht darum, die besten Eigenschaften beider Gewebe für dich zusammenzubringen.

Und welche sind das bei Polyester? Polyester punktet als Kunstfaser vor allem damit, dass es nahezu keine Feuchtigkeit aufnimmt, wenn du schweißtreibenden Tätigkeiten nachgehst. Nicht umsonst besteht moderne Sport- bzw. Funktionskleidung aus Polyester, da so der Schweiß zuverlässig nach außen abgeleitet wird.

Was beim Sport sehr gut funktioniert, kann im normalen Arbeitsalltag allerdings ein unangenehm feuchtes Gefühl auf der Haut hinterlassen – schließlich bist du hier ja nicht pausenlos im Dauerlauf unterwegs. Deshalb kommt zusätzlich noch Baumwolle ins Spiel. Die Naturfaser nimmt die Feuchtigkeit im Gegensatz zu Polyester sehr gut auf, „speichert“ sie und gibt sie nach und nach wieder ab. Deine Haut freut sich außerdem über ein weiches, angenehmes Tragegefühl.

Aber zurück zum Polyester. Verglichen mit Baumwolle ist Polyester bei gleichem Gewicht deutlich widerstandsfähiger sowie scheuer- und reißfester. Hinzu kommt, dass die Kunstfaser ein Leichtgewicht ist, kaum knittert und auch noch schön maß- und formstabil bleibt. Ist dir außerdem mal aufgefallen, dass Polyesterkleidung nach dem Waschen schnell trocknet und sich die Farben des Gewebes auch nach häufigen Runden in der Waschmaschine nicht verändern? Pflegeleichtigkeit ist definitiv ein weiterer Pluspunkt von Polyester, ebenso wie Vielseitigkeit: Schon bei der Herstellung lassen sich durch weitere Additive gezielt Materialeigenschaften herbeiführen, wie zum Beispiel Schwerentflammbarkeit oder eine antimikrobielle Wirkung.

Woraus besteht Polyester eigentlich?

Der Rohstoff, der zur Herstellung von Kunstfasern aus Polyester verwendet wird, ist in der Regel Polyethylenterephthalat. Ja, wie du siehst, hat es auch einen guten Grund, warum man einfach nur „PET“ sagt. Nun wächst dieses neue PET oder „Virgin-PET“, wie es auch genannt wird, nicht auf Bäumen – man braucht neben Energieaufwand also noch einen weiteren Rohstoff.

In diesem Fall ist es einer, der endlich und fossil ist: Erdöl. In Kombination mit ein paar Chemikalien entsteht ein Plastikgranulat, welches eingeschmolzen und zu Polyesterfäden gesponnen wird. Daraus produzieren die Gewebehersteller wiederum ihr Material, färben es ein und am Ende nähen Textilproduzenten ein Kleidungsstück daraus.

„Whoa, Erdöl und Chemikalien – gibt’s da vielleicht doch etwas, das ein kleines bisschen nachhaltiger ist?“ Ja, das gibt es! Stichwort: Recyceltes PET beziehungsweise rPET. Dass deine leere PET-Flasche nicht einfach nur eine beliebige Abfallsorte ist, sondern ein nützlicher Rohstoff, kannst du unter anderem schon daran erkennen, dass es vielerorts ein Pfandsystem dafür gibt oder, dass derlei Flaschen idealerweise wieder dem Recycling-Kreislauf zugeführt werden.

Jedes Jahr werden etwa 40 Prozent der PET-Flaschen in Europa allein zu Fasern verarbeitet. Das entspricht ungefähr 10 Millionen Plastikflaschen – pro Tag! Ein Riesenvorteil bei all dem Plastikmüll: Die Qualität des recycelten PET steht der des Virgin-PET in nichts nach.

„Fein, machen wir doch einfach immer Klamotten aus Plastikmüll – Stoffkreislauf geschlossen, Problem gelöst, Circular Economy, olé!“ Nein, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Man muss erst einmal abwägen, wo der Einsatz von recyceltem Polyester überhaupt Nachhaltigkeitseffekte erzielen kann.

Kleidungsstücke, die etwa aus Trendgründen oder schlicht aufgrund schlechter Verarbeitung oder mangelnder Haltbarkeit keine guten Aussichten auf ein langes Leben haben, machen keine gute Figur in diesem Kontext. Denn: Wozu all der Recycling-Aufwand, wenn die Textilien nach kurzer Zeit schon wieder auf der Müllhalde landen?

Es ist, wie es ist: Recyceltes PET beziehungsweise rPET passt mit Fast Fashion, Low-Budget-Produktion und superbilligen Kaufrausch-Klamotten einfach nicht zusammen. Wird das wiederverwertete PET dagegen für Produkte verwendet, die per se für eine längere Nutzungsdauer ausgelegt sind, dann kann eine nachhaltige Sache daraus werden.

Du ahnst es schon: Gut verarbeitete Arbeitskleidung ist dafür gemacht, lange zu halten. Die Kunststoff- wie auch die Textilindustrie kann so mithilfe von rPET ihren ökologischen Fußabdruck weiter reduzieren und all denen etwas anbieten, die beim Kauf ihrer Kleidung nachhaltig orientiert sind.

Kleidung aus rPET – alles zu schön, um wahr zu sein?

Nun, vielleicht gibt es da wirklich einen Haken in der ganzen Thematik: Recyceltes PET ist im Einkauf teurer als Virgin-PET. Und diese Tatsache wiederum schafft Potenzial für Etikettenschwindel: Gewebehersteller könnten billiges Virgin-PET als teures, nachhaltiges rPET kennzeichnen und an Textilhersteller verscherbeln, sodass sich am Ende die Konsumentinnen und Konsumenten eigentlich gar nicht sicher sein können, ob sie wirklich etwas Nachhaltiges in den Händen halten.

Manch ein Textilhersteller könnte dir, wenn er das wollte, ebenso einfach einen vom Pferd erzählen und dir ganz bewusst Produkte aus unrecycelten Rohstoffen unterjubeln. Schwierig, schwierig – wie möchte man als Laie auch schließlich Fasern aus rPET von jenen aus Virgin-PET chemisch oder optisch voneinander unterscheiden können? Ich kann dich beruhigen: Nicht einmal Profis können das ohne Weiteres.

Also lautet die viel wichtigere Frage doch eher: Wie kann sich ein Workwear-Hersteller wie Weitblick also sicher sein, dass er ein Gewebe verarbeitet, das auch tatsächlich aus recyceltem PET besteht? Ganz einfach: Indem er seiner Linie treu bleibt und mit Gewebeherstellern zusammenarbeitet, denen er seit Jahren aus gutem Grund vertraut. Solche, die wiederum selbst genau wissen, woraus sie da ihre Gewebe herstellen – weil es einfach nachverfolgbar ist!

„Nachverfolgbares PET? Sowas gibt’s?“ Ja, dies ist beim rPET-Gewebe, welches Weitblick für seine Arbeitskleidung verwendet, tatsächlich der Fall. Denn es handelt sich nicht um irgendein recyceltes PET, sondern um Repreve®.

Was ist Repreve®?

Repreve® ist eine bestimmte Marke für Fasern, die ausschließlich aus Recyclingmaterial hergestellt werden. Nach heutigem Stand wurden in diesem Zusammenhang schon über 27 Milliarden Plastikflaschen recycelt. Wie das funktioniert? Das kannst du dir im folgenden Video im Detail anschauen:

Repreve® wird wie das englische Wort „reprieve“ ausgesprochen, was übersetzt soviel wie „Atempause“ oder „Aufschub“ bedeutet. Das ist eine schöne Bedeutung, wie ich persönlich finde, denn mit dem Namen wird überhaupt nichts an der Plastikmüll-Situation beschönigt oder in einer kunterbunten Recycling-Story verklärt.

Auch wenn Repreve® eine sehr nachhaltig hergestellte Faser ist, wird der Plastikmüll schließlich nicht einfach von diesem Planeten verschwinden. Jede Sekunde werden weltweit 20.000 (!) Plastikflaschen verkauft – und hey, wir reden hier nur von Flaschen!

Die Nutzungsdauer von diesen und vielen anderen Plastikmaterialien ist sehr kurz, und dieses Plastik landet auf diese Weise in immer kürzeren Intervallen auf der Müllhalde oder im allerschlimmsten Fall im Meer. Wenn man es recycelt, lautet die Frage letztlich, was man wieder daraus macht. Bei Weitblick sind Arbeitshosen, Arbeitsjacken & Co., aus Repreve® hergestellt. Um auch hier mal in Zahlen zu sprechen: In einem 3-er Satz aus Bundhose und Bundjacke stecken ganze 144 recycelte PET-Flaschen!

Nun mag das Material für einen Gewebe- bzw. Textilhersteller vielleicht teurer im Einkauf sein, aber es kommt auch auf den Impact auf die Umwelt an, der erzielt werden möchte, wenn man es als Unternehmen mit der Nachhaltigkeit wirklich ernst meint. Die Vorteile beginnen bei Repreve® schon im Herstellungsprozess: Im Vergleich zu Virgin-PET werden gut 62 Prozent weniger Energie und bis zu 99 Prozent weniger Wasser aufgewendet, während die CO2-Emissionen um etwa 20 Prozent reduziert werden. Auch schön: Die Produktion des Materials ist durch das U TRUST® Verification Program transparent nachverfolgbar.

Wie weiter oben erwähnt entfällt bei der Herstellung von rPET aber vor allem der Einsatz von Rohöl, ebenso wie das damit verbundene Raffinationsverfahren und diverse chemische Extraktionsstufen. Die Flaschen werden stattdessen gereinigt, zerkleinert, zermahlen, eingeschmolzen und zu Plastikchips verarbeitet. Diese lassen sich im Anschluss leichter schmelzen und zu sogenannten Filamentfasern extrudieren, welche schließlich für den Garn- und Stoffprozess benötigt werden. Du siehst: Wenn es „Nachhaltigkeit von der ersten Faser an“ heißt, dann kannst du das bei Weitblick wortwörtlich nehmen.

Plastic fantastic? PET, PET, hurra?

Ja, rPET ist eine umweltfreundlichere Alternative zu konventionellen Polyesterfasern und ja, die Herstellung ist umweltverträglicher, als die Standardverfahren in der PET-Produktion. Dennoch bleibt recyceltes Polyester das, was es ist: Plastik. Das Material wird die Menschheit sicher noch ein Weilchen beschäftigen und „begleiten“, aber je mehr wir im Alltag davon vermeiden können, desto besser ist es für die Natur.

Wenn wir uns beispielsweise Freizeit- oder Arbeitskleidung mit Polyesteranteil zulegen, dann haben wir immerhin die Möglichkeit, darauf zu achten, dass es sich dabei wenigstens um recyceltes PET handelt, aus dem der Stoff besteht. In Kombination mit der gewohnt guten Verarbeitung und der Widerstandsfähigkeit der Workwear von Weitblick wirst du lange Freude daran haben und die Umwelt ebenso. Man könnte auch sagen, dass es sich durch die Verwendung von rPET fast schon um ein Upcycling handelt!

Sicher ist: Der Einsatz von Repreve® ist für Weitblick ein wichtiger erster Schritt, um dir Produkte anbieten zu können, die deiner Vorstellung von nachhaltiger und zugleich schicker und robuster Arbeitskleidung so nah wie möglich kommen. Der Anteil des Materials an den Workwear-Kollektionen wird, ebenso wie jener an Fairtrade-Baumwolle, weiter wachsen – versprochen!