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Die Zeit nach Corona

18. Mai 2020

Die ersten Lockerungen wurden erlassen. Restaurants öffnen wieder unter strengen Auflagen, man kann ein paar Leute außerhalb seines Hausstandes besuchen … ja, ein Mini-Stückchen Alltag kehrt zurück. Von präcoronischen Zeiten sind wir aber noch immer weit entfernt. Ich denke, wir sind uns alle darin einig, dass es Zustände wie vor dem Ausbruch der Pandemie höchstwahrscheinlich nicht mehr geben wird.

Aber wie könnte das Leben nach Corona aussehen? Werden wir alle irgendwie aus der ganzen Situation heraus irgendetwas gelernt haben? Ist die Welt hinterher eine bessere? Könnte es auch vielleicht sein, dass sich die Menschheit durch all die Distanzierung, Einschränkungen, Verbote & Co zum Schlechten wenden wird? Oder wird alles halb so wild? Blöderweise werden wir all das ebenfalls erst viel später wissen. Vielleicht stellt sich aber auch nur die Frage, wie pessimistisch oder optimistisch wir die Lage sehen und angehen.

Was Pessimisten sagen würden

Du erinnerst dich bestimmt noch an den ersten harten Cut: Plötzlich mussten Restaurants, Schulen, Kitas, Geschäfte, Fitnessstudios, Friseursalons und viele weitere alltägliche Orte schließen. Kurz darauf kamen die Ausgangsbeschränkungen und der allergrößte Teil der Leute hielt sich auch daran. Auch die Arbeitswelt veränderte sich und viele sitzen nun in ihren eigenen vier Wänden und erledigen ihren Job.

Einkaufen? Wenn, dann nur noch mit Gesichtsmaske. Freunde und Verwandte treffen? Ja, allenfalls mal via Zoom und Facetime. Kunst und Kultur? Ist ebenso ein Online-Ding geworden. Ausflüge und Urlaubsreisen? Gerne – der Park und der Wald sind ja nicht allzu weit entfernt von daheim und die Grenzen sind ohnehin überall dicht. Essen gehen? Kann man zwar wieder, aber mit Mundschutz und strengen Auflagen macht das keinen Spaß. Gesund ernähren wir uns im Privaten aus Faulheit auch immer weniger. Das beschreibt so ziemlich die Wirklichkeit im Moment.

Ein Pessimist würde sagen: All diese Änderungen sind unschön, sie machen keinen Spaß, sie nerven – und trotzdem haben wir uns an all das schon längst gewöhnt. Ob das die Aussichten auf die Zukunft nach Corona rosig macht?

Im Volksmund heißt es ja, der Mensch sei ein Gewohnheitstier. Das kann oft ein Vorteil sein, aber in diesem Fall darf man das durchaus bezweifeln. Denn: Wie vorteilhaft mag es sein, sich an Isolation und Abschottung nach außen, zu Freunden, zur Familie sowie auch zu Dingen, die einem eigentlich Freude bereiten, zu gewöhnen? Was macht es mit uns, wenn wir Freundschaften, Kontakte, Arbeit, Kunst und Kultur und so weiter in die virtuelle Welt verlegen?

Es könnte durchaus sein, dass wir uns auch in Zukunft isolieren werden und immer mehr den Draht nach draußen verlieren. Dass uns allmählich das Interesse für Dinge entgleitet, die woanders passieren – zum Beispiel, wie es eigentlich Freunden geht, zu denen man schon vorher eher seltener Kontakt hatte. Oder was im Ausland so los ist. Das, was wir in den Nachrichten erfahren, nehmen wir vielleicht zur Kenntnis – aber setzen wir uns damit noch im Detail auseinander oder diskutieren das in irgendeiner Weise in einer lockeren oder lebhaften Runde bei einem Glas Wein? Haben wir überhaupt noch Lust auf all das?

Tja, das alles klingt ein wenig wie das Szenario, vor dem uns Mama immer gewarnt hat, wenn wir früher wochenlang daheim unsere Zeit am brandneuen Internetanschluss totschlugen – nur irgendwie in groß.

Was Optimisten sagen würden

Ja, die Welt hat sich in der Coronakrise um 180 Grad verändert. Ja, die Einschränkungen, Auflagen und Restriktionen stellen uns auf eine harte Probe und ja, viele Leute hatten eine Menge mit allen Folgen der Pandemie zu kämpfen.

Ein Optimist würde nun fragen: Das ist alles richtig, aber haben wir nicht auch viele wichtige Dinge gelernt? Zum Beispiel, unsere Lebenszeit bewusster zu nutzen? Und haben wir nicht entdeckt, dass wir uns viele neue Dinge einfach aneignen können, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen? Wenn die Globalisierung der Gesellschaft nahezu zum Stillstand kommt, können wir uns plötzlich viel besser auf lokale Strukturen konzentrieren und diese stärken. Du weißt schon, #supportyourlocal und so!

Das gibt all dem Auftrieb, was in der Vergangenheit viel zu stark ins Hintertreffen geraten ist. Man denke da nur mal an regionale Erzeugnisse. Foodtrends, Moden und urbane Lifestyles kommen und gehen, aber hey – die Kartoffel vom Bauern nebenan bleibt immer die Kartoffel vom Bauern nebenan. Oder der von Hand gemachte Schrank. Oder das Schnitzel in der Dorfgastronomie. Oder das Panorama der Natur, die wenige Minuten oder nur ein paar Stunden von deinem Zuhause entfernt ist. Oder das Füreinander-Da-Sein in der Nachbarschaft und im Familien- und Freundeskreis in der Coronazeit.

Im Moment dürften wir so nachhaltig leben, wie schon lange nicht mehr. Und trotz aller Isolation und Einschränkung haben wir gemerkt, wie gut uns eine Wir-Kultur tut. Wie gut lassen sich solche starken Werte aber in einer stark globalisierten Welt leben? Die Zeit vor Corona hat es uns bewiesen: Es ist ungemein schwierig, wenn nicht sogar unmöglich auf mittlere Sicht. Es ist allerdings auch unwahrscheinlich, dass wir uns all diese wiederentdeckten Werte wieder entgleiten lassen wollen.

Wie gesagt: der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und das Gute daran ist, dass uns das helfen wird, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Schlichtweg, weil wir gelernt haben, wie es ist, sich urplötzlich und flexibel an Situationen jeder Art anzupassen. Und da hilft es uns, bereits während der Coronazeit umzudenken. Allenfalls ein Atomkrieg, weltweite Naturkatastrophen oder ein Asteroideneinschlag könnten das jetzige Szenario übertreffen. Aber eine Pandemie erleben wir sicherlich nicht mehr zum allerersten Mal!

All das wird uns helfen, auch in Zukunft mit Veränderungen umzugehen. Wir werden in Zukunft weniger lethargisch auf die Gegebenheiten des Umfelds reagieren und Änderungen schneller einleiten: Neue Geschäftsmodelle, neue Blickwinkel, neue Problemlösungen, weniger Turbo, mehr Nachhaltigkeit. Und vergessen wir nicht: Der Zeitpunkt wird kommen, an dem wir alle sagen können, dass wir die Corona-Krise gemeinsam durchgestanden haben und auch nur gemeinsam durchstehen konnten. Könnte uns das nicht dazu verhelfen, respektvoller und achtsamer miteinander umzugehen?

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Bei allem Pessimismus oder Optimismus hat uns die Welt da draußen doch immer wieder gezeigt, dass die Dinge weder nur schwarz noch nur weiß sind. Wenn du meine ganz persönliche Meinung zur Zeit nach Corona hören willst: Ich denke, dass du all das, was du eben gelesen hast (und noch viele, viele Dinge mehr) in eine Kiste packen und dann einmal ordentlich durchschütteln kannst. Wenn du jetzt den Deckel abnimmst, hineinschaust und in die Kiste siehst, könnte das, was da nun drin ist, die Zukunft gut beschreiben. Ich sehe die Dinge grundsätzlich positiv und sehe mich eher auf der Seite des Optimisten. Aber ich lebe ja nicht allein auf der Welt! Und wie bei allen Dingen auf dieser Welt liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Jeder von uns wird das eine oder andere Detail oder positive wie negative Angewohnheiten oder aus jetzigen Zeit ins „Post-Coronicum“ übernehmen. Denk dran – der Mensch ist ein Gewohnheitstier! Und das macht die Zukunft nach Corona doch umso spannender!

Was ist mit dir? Wie siehst du das Ganze und bist du eher der Pessimist oder Optimist? Schreib’s uns gern in die Kommentare!