In puncto Nachhaltigkeit auf einer Wellenlänge
Das Schöne an Weitblick ist der Rundumblick. Die Art, wie sich der Kreis schließt. Schaust du zur einen Seite, sind dort die Lieferanten und Hersteller von richtig guten, nachhaltigen Grundmaterialien. Unweit davon siehst du dann die Leute, die aus gutem Stoff richtig gute, nachhaltige Workwear herstellen. Und lässt du deinen Blick weiter wandern, siehst du ein Team, das eine Vision hat und diese Workwear immer besser machen will.
Was du aber vor allem siehst: so viele Macherinnen und Macher, die den Nachhaltigkeitsgedanken dahinter zu würdigen wissen und so viele außergewöhnliche und wichtige Dinge tun, während sie die Arbeitskleidung von Weitblick tragen. Leute, mit denen Weitblick in Sachen Philosophie und Werte auf einer Wellenlänge unterwegs ist. Ein perfektes Beispiel dafür ist die Initiative „Schlachtung mit Achtung“, die sich für besseren Tierschutz und alternative Schlachtmethoden einsetzt. Diese Initiative durfte Weitblick mit Arbeitskleidung ausstatten. Wir haben uns mit der Initiatorin Sandra Kopf über die Motivation und die Ziele der Interessengemeinschaft unterhalten.
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Viele Menschen, die Fleisch oder Fleischprodukte zu sich nehmen, blenden die Tatsache aus, dass dafür nun mal Tiere geschlachtet werden müssen. Wenn man sich vor Augen führt, wie das alles heute in der industriellen Fleischindustrie abläuft, kann man dieses Ausblenden zwar fast nachvollziehen, aber es ändert einfach nichts an der unschönen Realität. Den Namen der Initiative „Schlachtung mit Achtung“ kannst du in diesem Zusammenhang hingegen wirklich wörtlich nehmen. Ihr Ziel ist es nämlich, eben doch etwas zu ändern.
Was genau dahinter steckt, darüber sprachen wir mit Sandra Kopf. Gemeinsam mit Co-Initiator Thomas Meyer hat sie mit „Schlachtung mit Achtung“ eine Initiative ins Leben gerufen, die sich für einen fairen Umgang mit Tieren in der Fleischproduktion einsetzt – von Anfang bis Ende. Als wir Frau Kopf fragten, mit welchen drei Worten sie „Schlachtung mit Achtung“ beschreiben würde, musste sie keine Sekunde lang überlegen: „Konsequent, überfällig, kompromisslos.“
Wenn man von den Erlebnissen und Erfahrungen weiß, die Mitbegründer Mayer und sie in diesem Zusammenhang hatten, wird klar, warum das so ist. „Bei mir war es eine Verladeszene und bei Thomas das Geschehen in einem größeren Schlachthof was uns dazu bewogen hat, hier anzusetzen und zu versuchen für die Tiere etwas zu erreichen. Bis dato galt, dass Tiere lebend in den Schlachthof müssen.“, so die Initiatorin. Mit „Schlachtung mit Achtung“ gibt es diese Transporte eben nicht – hier kommt der Schlachthof zum Tier, welches stressfrei auf dem Hof in seiner gewohnten Umgebung sterben kann.
Dieser Punkt fehlt auch bei Haltungsformen ganz abseits der Massentierhaltung. Bei Haltungsformen, in denen mitunter zurecht von glücklichen Kühen, Schweinen oder Hühnern gesprochen werden kann. Dort mag ein Tier dann zwar mit seinen Artgenossen ein vergleichsweise ruhiges, stressfreies Leben in einer angenehmen Umgebung führen, während es viel Auslauf im Freien hat und Tag für Tag mit gutem Futter versorgt wird. Doch zum Schluss wird es dann aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen und via Tiertransport zum Schlachthof gebracht. So human alles zuvor abgelaufen sein mag, so schließt sich der Kreis am Ende keineswegs.
„Nein, ich bin kein Metzger! Ich bin nur ein Verfechter von nachhaltiger Qualität und nicht Quantität.“
Bezogen auf Workwear wäre das ungefähr so, als würde Weitblick kontrolliert nachhaltige, hochwertige Materialien auswählen, nur, um sie kurz darauf tausende Kilometer weit am anderen Ende der Welt entfernt unter menschlich fragwürdigen Bedingungen und lieblos zu mittelmäßiger Arbeitskleidung zusammentackern zu lassen. Oder sich als Forstarbeiter mit gutem Vorsatz eine nachhaltige Weitblick-Montur zu kaufen, um sie dabei zu tragen, während er den Regenwald abholzt. Gut, dass das dann doch ganz anders ist und noch besser, dass „Schlachtung mit Achtung“ im Bereich Fleischproduktion genau so kompromisslos agiert, wie Weitblick. In einem Werbeeinleger heißt es unter anderem, dass man dem Verbraucher ein ethisch wertvolles Endprodukt bieten möchte, welches nachhaltig und regional hergestellt worden ist.
Ein anderes Bewusstsein schaffen
Wir wollten wissen, was im Detail „nachhaltig“ und „ethisch wertvoll“ für die Initiatoren bedeutet. „Das bedeutet für uns, dass das Tier, welches für den Fleischverzehr sterben muss, keinen unnötigen Leiden ausgesetzt wird. Es wird nicht von seiner Herde getrennt und ins Ungewisse gefahren – es kann in seiner gewohnten Umgebung sterben, ohne Furcht und Stress“, so Kopf. „Nachhaltig bedeutet für uns, dass der Kreislauf von Leben und Tod an einem Ort stattfindet, dass der Tierhalter bis zum Schluss die Verantwortung für das Wohl des Tieres trägt und sich dieser Verantwortung auch bewusst ist.“
Ein anderes Bewusstsein für das Wesentliche schaffen – in einer Zeit, in der alles im Überfluss vorhanden ist? Das klingt nach einer großen Herausforderung, und das, obwohl das Konzept „Der Schlachthof kommt zum Tier, nicht umgekehrt“ eigentlich überhaupt nicht erst im 21.Jahrhundert geboren wurde. Als ich zum ersten Mal von diesem Konzept hörte, erinnerte es mich sofort an die traditionelle Hausschlachtung von früher. Laut Sandra Kopf lässt sich das auch sehr wohl miteinander vergleichen: „Bei einer Hausschlachtung blieb das Tier bis zuletzt auf dem Hof. Früher gab es weder diese riesigen Schlachtbetriebe, noch diese Massen an Tieren und Fleisch.
Das Tier wurde für den eigenen Gebrauch gehalten und geschlachtet.“ Einen Unterschied zur traditionellen Variante gibt es bei „Schlachtung mit Achtung“ aber doch: „Der Unterschied ist, das wir das Tier vor Ort betäuben und töten, der Zerlegevorgang jedoch in einer stationären Schlachtstätte stattfindet. Das so gewonnene Fleisch geht dann auch in den Handel.“, so die Begründerin der Initiative.
Mit Taten überzeugen
Im Laufe der Zeit habe sich auch das Bewusstsein auf der Konsumentenseite beim Thema Fleisch geändert. „Früher war die Hausschlachtung etwas Besonderes, ja fast ein Fest. Heute, bei etwa 60 kg Fleischverbrauch pro Kopf im Jahr, sieht das ganz anders aus. Fleisch ist immer und überall verfügbar, in jeglichen Facetten. Die Schlachtung findet im Verborgenen statt – aus den Augen aus dem Sinn.“, erklärt Kopf. „Unsere Methode ist gläsern, jede Schlachtung wird aufgezeichnet und es besteht die Möglichkeit sich das in Sequenzen anzusehen, wir können so belegen, dass das Tier freiwillig in den Fangstand gegangen ist und nicht manipuliert wurde.“
Auf diese Weise habe „Schlachtung mit Achtung“ auch das Zeug, auf das Bewusstsein der Verbraucher einzuwirken und mit Taten überzeugen:“ Bewusste Verbraucher finden unsere Idee wirklich gut und freuen sich, dass es jetzt die Möglichkeit gibt, solches Fleisch zu kaufen. Lieber ab und zu ein gutes Stück davon, als täglich Massenware, so lautet oft der Tenor.“ Das Umdenken findet laut der Initiatorin jedoch nicht nur auf Konsumentenseite statt:
„Wir haben ganz tolle Tierhalter getroffen und freuen uns über jeden, der sich damit befasst welchen Weg seine Tiere gehen. Ein Tierhalter beispielsweise war anfangs skeptisch und auch eher uns gegenüber zurückhaltend. Nachdem er bei einer Schlachtung dabei gewesen ist, war er sichtlich gelöst und erleichtert und hat beschlossen seine Tiere künftig nur so zu schlachten und ihnen den Transport und den Schlachthof zu ersparen.“
Es gibt noch viel zu tun
Aber wie weit ist diese Methode der tierschonenden Schlachtung in Deutschland in der Praxis verbreitet? „Wir haben viele Anfragen und viele Interessenten für unsere Methode. Aktuell sind es vier Einheiten die in Deutschland unterwegs sind. In Baden-Württemberg gibt es im Moment speziell ein Förderprogramm dafür. Wir hoffen dass sich diese Art der Schlachtung weiter etabliert.“ so Kopf. Aber auch im Ausland findet diese Methode mittlerweile Anklang.
„Zwei unserer Einheiten sind in der Schweiz und in Südtirol im Einsatz. Es gibt aber in anderen Ländern auch verschiedene Ansätze und Initiativen mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Es bewegt sich weiter.“ Derzeit arbeite man außerdem an der Einwicklung für die hofnahe Schlachtung von Schweinen und an einer Lösung für mehrere Tiere sowie an einer Art Flotte, die zur Schlachtung in die Regionen geht.
Es ist immer schön zu sehen, wenn bei der Fleischproduktion im Bereich des Tierwohls ein guter Gedanke wirklich zu Ende gedacht wird, wie es bei „Schlachtung mit Achtung“ der Fall ist. Erst dann, wenn die Dinge konsequent durchgezogen, Kompromisse ausgeschlossen und Überfälliges wirklich in die Tat umgesetzt werden, schließt sich der Kreis. Umso erfreulicher ist es dann auf der Workwear-Seite, wenn man, wie eingangs erwähnt, auch weiß, für wen man das alles macht. Nämlich für Kunden und Partner, für die Nachhaltigkeit kein temporärer Trend oder eine leere Worthülse ist. Für solche, die wirklich etwas verändern möchten.
Für Macher eben!