Make Your Day Green Again!
„Oh, bitte nicht schon wieder!“, wirst du dir vielleicht gerade denken. „Bitte nicht wieder so ein Hanswurst, der mir die Welt erklären will, von Nachhaltigkeit faselt und mir sagt, wie ich gefälligst zu leben hätte!“. Tja vielleicht hast du diesen Gedanken nicht ohne Grund, denn tatsächlich gibt es eine Menge Leute dort draußen, die ihren Lebensstil anderen Menschen so dezent und empathisch promoten, als wollten sie ein Honigglas mit einer Brechstange öffnen.
Ich persönlich kann Moralpredigten und erhobene Zeigefinger ja auch nicht leiden. Schon gar nicht, wenn es darum gehen soll, dass ich diesen Planeten offensichtlich dann schon zerstöre, wenn ich ein- und ausatme. Ja, Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema und ja, ein nachhaltiger Lebensstil tut der Welt und dem Klima gut. Nachhaltigkeit kann aber nicht bedeuten, nun plötzlich keinerlei Müll, Luftverschmutzung oder CO2 zu verursachen.
Mehr Nachhaltigkeit im Alltag: Wer soll’s denn richten?
Seien wir mal realistisch: Wir werden niemals in eine Gesellschaftsform zurückkehren, die nichts mehr produziert und nichts mehr konsumiert. Was aber tatsächlich geht: Weniger Müll, Luftverschmutzung oder CO2 bei Produktion und Konsum. Und das völlig ohne ökologischen Perfektionismus einiger weniger Leute, die vermeintlich alles „richtig“ machen. Aber gibt es einen Weg oder ein Mittel, um so gut wie alle aus der Gesellschaft für mehr Nachhaltigkeit im Alltag zu gewinnen? Sollen’s die Unternehmen richten?
Kleiner Spoiler: Sie allein können die Welt natürlich nicht retten. Als Workwear-Hersteller hat Weitblick auch nicht mal eben ein perfektes Nachhaltigkeitskonzept aus dem Hut gezaubert, jedoch fuhr man als Unternehmen schon immer einen nachhaltigen Kurs. Und das schon viel früher als viele andere aus der Textilbranche. Zum Beispiel in den 1990er Jahren mit der ersten biologisch abbaubaren Workwear-Kollektion überhaupt, die unter dem eigenen Siegel namens „ÖkoMax“ angeboten wurde. Damals war der Markt leider aber noch nicht bereit dafür.
Was mit „Markt“ im ersten Moment so abstrakt klingt, sind aber eigentlich wir Menschen auf der Käuferseite – und hier braucht es ebenso ein Bewusstsein für nachhaltiges Handeln, wenn die Sache gelingen soll. Fakt ist, dass wir allesamt recht verschieden sind und unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie wir am besten leben. Sicherlich teilen wir untereinander viele Ansichten und Werte – auch, was Nachhaltigkeit betrifft. Man kann für einen nachhaltigeren Alltag allerdings nicht voraussetzen, dass wir nun alle von heute auf morgen so leben, wie Adam und Eva – bloß mit Lastenrad und fairem Smartphone im Jutetäschchen. Wer das tun möchte, kann das natürlich gerne tun.
Man braucht die Unternehmen UND die Menschen
Ich denke, dass es keine One-fits-all-Lösung gibt. Es ist wahrscheinlicher, dass jeder einzelne Mensch die Nachhaltigkeit in ebenso unterschiedlichen Intensitäten und Bereichen in den Lebensalltag einbauen kann, wie es zum individuellen Lebensstil passt. Viele kleine, mittlere und große Dinge. Der Vorteil daran: Individuen sind in ihren Entscheidungen viel agiler und durch die unterschiedlichen Schwerpunkte lässt sich unterm Strich ein guter, immer besser werdender Mittelwert erreichen.
Umso besser, wenn es dann auch immer mehr Unternehmen gibt, die in puncto Nachhaltigkeit umdenken, interne Prozesse anpassen und Maßnahmen ergreifen. Sie können als Multiplikator fungieren, der viele Menschen erreicht und sowohl ins Privatleben ihrer Kundschaft als auch ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter strahlt. Nicht nur mit ihren Produkten, sondern zum Beispiel auch Dingen, die zum nachhaltigen Handeln inspirieren können.
Ich erinnere da nur mal an Weitblicks Bienenprojekt oder die mit Wildblumensamen bestückte Weihnachtskarte. Diejenigen, die sie erhalten haben, können diese in kleine Stücke reißen und anschließend irgendwo draußen einpflanzen. Anstatt dass sie diese, wie viele andere Karten in den Papiermüll werfen, sorgen sie dafür, dass sich die Wildbienen aus der Nachbarschaft mächtig über Pollen und Nektar freuen. Das sind diese kleinen Dinge, die ich meinte.
Moment mal: Wozu überhaupt ein nachhaltigerer Alltag?
Es gibt viele Gründe, nachhaltiger zu leben. Einer davon ist, dass Ressourcen immer knapper und dadurch nebenbei natürlich auch immer teurer werden. Oder aber, dass es Klima, Natur, Menschen und Umwelt gut tut, wenn wir sie schonen. Das alles klingt aber ziemlich abstrakt, wenn man (noch) nicht direkt von Problemen betroffen ist, die durch nicht-nachhaltiges Handeln verursacht wurden.
Ich denke, ganz oben auf der Liste steht ein Grund für einen nachhaltigeren Alltag, der für alle Leute gleichermaßen greifbar ist und mit unserer menschlichen Natur in Verbindung steht: Weil es fair ist. Wie ich schon an anderer Stelle in diesem Blog erwähnt habe, ist Fairness einer dieser kleinen gemeinsamen Nenner, die uns evolutionär angeboren sind. Wir haben’s tatsächlich in den Genen. Das heißt aber auch: Ohne Fairness untereinander hätte sich die Menschheit nie weiterentwickelt. Fairness ist evolutionär bewährt.
Hinter all dem, was irgendwo auf der Welt geerntet, verarbeitet oder produziert wird, stecken Menschen. Die Frage ist dann eben, wie umweltverträglich, menschlich und fair die Bedingungen dafür sind. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) hat die Definition von nachhaltigem Handeln in seinem Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex für Unternehmen meiner Meinung nach perfekt auf den Punkt gebracht. Darin heißt es:
„Nachhaltigkeit bedeutet Wohlstand für alle, aber weder auf Kosten anderer Länder, anderer Menschen und künftiger Generationen noch zulasten der natürlichen Umwelt. Kurz: heute nicht auf Kosten von morgen, hier nicht auf Kosten von anderswo. Nachhaltig wirtschaften heißt demnach in die Zukunft blicken und dabei soziale, ökologische und ökonomische Ziele austarieren.“
Ich denke, dem ist nichts hinzuzufügen.
Jetzt aber mal Action: 3 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag
Let’s make your day green again! Es gibt so unglaublich viele Dinge, die man tun kann und die dir der normale Menschenverstand zuflüstert. Deshalb werde ich dir nicht mit bahnbrechenden Weisheiten à la „Plastikmüll vermeiden!“, „Wasserhahn abdrehen, wenn du kein Wasser brauchst!“, „Licht ausschalten, wenn du den Raum verlässt!“ oder „Müll richtig trennen!“ ankommen. Eine exakte Step-by-Step-Anleitung gibt es ebenso wenig.
Vielleicht ist ja der entscheidende aller Tipps: Sei dir gewiss, dass du nicht alles gleichzeitig tun kannst, um dein Leben nachhaltiger zu gestalten. Viel wichtiger ist:
Einfach anfangen und ausprobieren
Auch das ist ein häufig genannter und schon ziemlich verbrauchter Satz, wenn es um nachhaltiges Leben geht. Ich bringe ihn aber trotzdem, weil ich weder den moralischen Zeigefinger heben will, noch Politiker bin, der irgendwelche Gesetze erlassen kann.
Es gibt natürlich nicht den einen Weg. Schon gar nicht, wenn Probleme existieren, für die es auch noch keine Lösung gibt oder die du keinen Einfluss hast. Doch egal, ob du „nur“ damit anfängst, mehr Strom oder Wasser im Alltag zu sparen, den Weg zur Bäckerei künftig zu Fuß erledigst oder deine alte Jeans neu einfärbst, anstatt dir eine neue zu kaufen. Wichtig ist, überhaupt etwas zu tun!
Jeder noch so vermeintlich kleine Beitrag ist ein Beitrag dazu, sich daran zu gewöhnen. Es wäre doch richtig cool, wenn Nachhaltigkeit eine Sache wäre, die künftig unter „Das haben wir schon immer so gemacht!“ verbucht würde, oder?
Gerade bei den alltäglichen Dingen gibt es so vieles, das sich ausprobieren lässt. Und vielleicht kann man die Nachhaltigkeit einfach als Anlass oder für eine grundlegende Änderung nehmen, die man sowieso schon vor langer Zeit in Angriff nehmen wollte! Ich will dir hier nicht ins Leben quatschen, das hier sind bloß ein paar Beispiele:
Wege unter einem oder eineinhalb Kilometer grundsätzlich zu Fuß gehen oder öfter mal das Fahrrad schnappen = Da hast du endlich dein Mehr an Bewegung! Den Fleischkonsum reduzieren, dafür mehr Obst und Gemüse = Gesündere Ernährung, voilà! Dinge selbst bauen oder reparieren = Hier ist dein Hobby, für das du dir Zeit nehmen wolltest.
Mein persönlicher Lieblings-Alltagstipp, der obendrein jede Menge Geld spart: Bevor du dir ‘nen Kaffee vom To-Go-Tresen holst, kochst du ihn dir einfach selbst daheim – beziehungsweise lässt dies deine Kaffeemaschine erledigen, während du dich für die Arbeit fertigmachst. Es kostet dich schon auf kurze Sicht unterm Strich deutlich weniger, dir einen richtig guten Kaffee aus fairem und umweltverträglichem Anbau zu kaufen und diesen in deinen wiederverwendbaren Thermosbecher zu kippen, als Tag für Tag 1,50 Euro für die mittelmäßige Brühe in der Trinkpappe aus dem Fenster zu schmeißen. Das gleiche Prinzip funktioniert ebenso gut bei belegten Brötchen oder diversen Mittagssnacks.
Neu ist nicht (immer) besser
Deine 20 Jahre alte Waschmaschine läuft wie am ersten Tag, sieht aber ziemlich zerrockt aus und verbraucht obendrein noch etwas mehr Strom als neue Modelle? Die Glühlampe in der Speisekammer ist auch noch eine von diesen alten 40-Watt-Krachern? Dein Kleiderschrank ist voller Klamotten, aber die Textilkette hat gerade Öko-Wochen mit supi tollen Sonderangeboten?
Nun, es mag im ersten Moment sinnvoll klingen, alte Geräte gegen neue, sparsamere auszutauschen oder sich etwas in nachhaltig zu holen, obwohl man es schon daheim hat, bloß ohne grünes Etikett. Ist es aber häufig nicht. Schließlich müssen diese Dinge auch erst einmal produziert und transportiert werden. Und wohin dann mit den alten Sachen?
Wirklich nachhaltig ist es, die Dinge so lange zu benutzen, bis sie auseinanderfallen. Ich weiß, das ist in der Realität nicht mit allen Gegenständen möglich, aber bevor man eine Sache neu anschafft, sollte man versuchen, die Lebensdauer der alten so lange wie möglich auszuschöpfen, Defekte zu reparieren und wirklich Kaputtes bestenfalls upzucyceln.
Frag dich: „Wen unterstütze ich da gerade wobei?“
Du als Privatperson verbrauchst in deinem ganzen Leben vermutlich so viel Ressourcen, wie so manches Unternehmen in nur einem Monat. Ein großer Hebel in puncto Nachhaltigkeit ist es also, wenn man beim Konsum auf Unternehmen und Organisationen setzt, von denen gesichert ist, dass sie etwas für ihre CO2-Bilanz tun, ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten und die Menschen, die für sie arbeiten, fair behandeln und anständig bezahlen.
Wie sinnvoll ist es, deinen Konsum und deine Lebensweise nachhaltig zu gestalten, dabei viel Energie und auch Geld zu sparen, um dir dann von der Ersparnis Dinge von Unternehmen zu kaufen, von denen wiederum gesichert ist, dass sie einen feuchten Kehricht auf Mensch und Umwelt geben? Tja, mindestens genauso sinnvoll, wie das gesparte Geld in Aktien solch fragwürdiger Unternehmen zu investieren. Ich wette, dir fallen locker ein paar Namen ein, um die man besser einen Bogen macht. Was die Textilbranche angeht, erinnere ich da nur an das Rana-Plaza-Unfall vor neun Jahren.
Es wird dich sicher nicht überraschen, dass ich dir Weitblick empfehle, wenn du auf der Suche nach einem Unternehmen bist, das Arbeitskleidung unter fairen und nachhaltigen Bedingungen und aus nachhaltigen Materialien herstellt – immerhin ist das hier ja auch der Weitblick-Blog! Dennoch kann ich dir nur raten, dich näher mit den Produktionsbedingungen, den Materialien und der grundlegenden Einstellung zum Thema Nachhaltigkeit zu befassen. Es würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, alles aufzuzählen, was Weitblick tut, um seine Produkte und sich als Unternehmen selbst noch fairer und nachhaltiger zu gestalten.
Der Kopf sagt uns in solchen Momenten meist: „Die Arbeitsklamotten müssen dann ja schweineteuer sein!“ Meine persönliche Meinung dazu ist: Für eine nachhaltige Arbeitshose, die den „Grünen Knopf“ trägt, aus Fairtrade-Baumwolle und recyceltem Polyester besteht, nach MADE IN GREEN by OEKO-TEX® zertifiziert ist und obendrein noch hammermäßig gut verarbeitet ist, sind aufgerundet 43 Euro wirklich nicht viel.
Da kannst du woanders wesentlich mehr Geld für mitunter schlechtere Qualität ausgeben und weißt am Ende so gut wie nichts über die Materialien oder Produktionsbedingungen. Außerdem: Bei Produkten, die man jeden Tag benutzt, anzieht oder anderweitig konsumiert, ist es doch ganz interessant zu wissen, woher sie kommen und unter welchen Umständen sie entstehen, oder?
Fazit: Es ist eine Herausforderung
Niemand wird morgen früh plötzlich aufstehen und vom Naturgeist besessen ein zu 100 Prozent nachhaltiges Leben führen. Nachhaltig zu leben kann manchmal zweifelsohne eine Herausforderung sein. Pick dir also einen Bereich raus, in dem du für dich die besten Umsetzungschancen siehst – sei es die Ernährung, die Energie, das Auto, der Konsum an sich oder was auch immer.
Versuche dann, diesen Bereich Schritt für Schritt nachhaltiger zu gestalten. Wenn du dich an die neuen Umstände gewöhnt hast und es noch andere Potenziale gibt, die du ausschöpfen kannst, dann komm auch hier in die Umsetzung. Nachhaltigkeit ist schließlich keine Station, an der man ankommt, sondern ein Weg, den man geht. Jeden Tag ein bisschen nachhaltiger, das ist das Ziel. Make your day green again!