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In keinerlei Hinsicht Stillstand

5. Juli 2021

Der grau-anthrazitfarbene Bau wirkt schlicht und schnörkellos, aber keineswegs unscheinbar. Denn die roten Akzente, die sich wie ein breiter Rahmen an der Fassade und am Eingang des aus zwei quaderförmigen Teilen bestehenden Gebäudes entlangziehen, lassen schon erahnen: Drinnen spielt sich etwas Besonderes ab. Und tatsächlich ist das, was hier im Weitblick-Logistikzentrum Tag für Tag zum Einsatz kommt, technologisch absolute Oberklasse. Im Detail: Vollautomatische Fördertechnik und RFID-Technologie zur Identifikation von Artikeln an den 60.000 Weitblick-Kartonstellplätzen im 4-gassigen Lager. Alles voll digitalisiert. Hier herrscht in keinerlei Hinsicht Stillstand.

Warum das Logistikzentrum aber in Alzenau und nicht etwa in einer zentral gelegenen Großstadt gebaut wurde, aber auch, wie die Technologie vor Ort funktioniert, haben wir Weitblick-Logistikleiter Steffen Lieb im Detail gefragt. „In Alzenau hat sich die Möglichkeit ergeben, ein mit sehr großes Grundstück von 30.000 m² zu erwerben. Das macht es uns perspektivisch möglich, uns nochmals um ein Vielfaches zu vergrößern, gegebenenfalls sogar ein Verwaltungsgebäude hier errichten zu können.“, so Lieb. Die kurzen Arbeitswege des mehr als 50-köpfigen Lagerteams, die gute Autobahnanbindung, aber auch die Nähe zur Region sowie zum Hauptstandort Kleinostheim, spielten bei der Entscheidung ebenso eine wesentliche Rolle.

Doch bevor vor gut fünf Jahren der erste Spatenstich gemacht werden konnte, gab es noch viel in Sachen Naturschutz zu erledigen. „Auf dem Grundstück waren besonders geschützte Vogel- und Reptilienarten heimisch. Deshalb haben wir aufwändige Ausgleichsflächen errichten und die Tiere von einem Biologen umsiedeln lassen“, erzählt der Projektleiter. Mehr als vom Gesetzgeber gefordert: Das gut 2.000 m² große Areal bietet tatsächlich ein wahres Paradies für Zauneidechsen, Schlingnattern, Blindschleichen & Co. Landschaftsgärtner errichteten unter Aufsicht von den auf Artenschutz spezialisierten Biologen allerhand Rundholzstapel, häuften Sanddünen, legten Mulchhaufen an und schütteten Steine aus – erstklassige Schutzräume für die kleinen Gefährten.

Ende 2017 ging das Logistikzentrum nach Rekordbauzeit schließlich in Betrieb. Seitdem ist man hier nicht nur auf die High-End-Haustechnik stolz, die energetisch höchst effizient Photovoltaik und intelligentes Gebäudemanagement miteinander kombiniert. Auch hier in Alzenau ist Nachhaltigkeit also ein wesentlicher Bestandteil aller Prozesse.

Kommissionierung: Null Fehler

Die Technologie, die in puncto Lagerlogistik zum Einsatz kommt, ist ein enormer Schritt nach vorne, die den Kunden von Weitblick eine Menge Pluspunkte bietet. „Der größte Vorteil ist, dass wir im Logistikzentrum mit der RFID-Technologie im UHF-, also Ultra High Frequency-Bereich arbeiten. Weil an jedem Artikel ein RFID-Chip angebracht ist, kann dadurch der Wareneingang und Warenfluss, aber auch der Warenausgang jedes Einzelteils vollständig getrackt und überwacht werden.“, erklärt der Logistikleiter.

Kartonagen mit bis zu 160 Stück Inhalt lassen sich so kontaktlos, automatisiert und ohne menschliche Hilfe innerhalb von Sekunden identifizieren. „Ein Beispiel: Die Produktion liefert einen Karton mit 100 Latzschürzen. Wir lassen diesen Karton über die Fördertechnik durch unseren RFID-Tunnel fahren, der innerhalb kürzester Zeit alle 100 RFID-Chips ausliest und so den Wareneingang der Artikel in der richtigen Menge und Variante bestätigt.“ Der hohe Automatisierungsgrad bietet den Weitblick-Kunden damit nicht nur eine Null-Fehler-Kommissionierung, sondern auch eine deutlich schnellere Lieferung der Ware.

Nicht zuletzt wird auch das Team dank RFID entlastet: „Bei alternativen Identifizierungstechnologien, wie dem Barcode, müsste der komplette Karton erst ausgepackt und jedes einzelne Teil aufwändig mit einem Barcode-Reader gescannt werden – so, wie man es beispielsweise bei der Ware im Supermarkt kennt. Die Kommissionierer müssen die gepickten Artikel aber so nicht mehr zählen oder kontrollieren, das übernimmt eine RFID-Antenne unter den Kundenkartons. Fehllieferungen sind durch RFID dadurch fast unmöglich geworden.“, so Lieb. All dies waren gute Gründe für Weitblick, sich für diese Technologie zu entscheiden.

Automatisierung – da schwingt natürlich auch der Gedanke mit, technologisch vereinfachte Prozesse auf Kosten von Arbeitsplätzen gehen könnten. Laut dem Logistikleiter war und ist dies aber kein Thema. „Wir mussten zum Glück keinen einzigen der 50 Arbeitsplätze streichen.“ Ganz im Gegenteil – der Bedarf nach Arbeitskräften ist eher steigend als umgekehrt.

Auch deshalb verblieb die Logistik inhouse bei Weitblick und wurde nicht in die Hände eines externen Dienstleisters gegeben, wie Lieb erklärt: „Einerseits wollten wir es natürlich vermeiden, Stellen im Logistikbereich abzubauen. Andererseits wollten wir die volle Kontrolle und Transparenz über unsere Logistik behalten. Insbesondere durch die komplexen Veredelungsprozesse wäre eine externe Logistik auch eine größere Herausforderung geworden.

Es wird weiter geplant und getüftelt

Herausforderungen – diese wird es in der Welt der Logistik und Digitalisierung auch in Zukunft geben, doch wie Lieb erklärt, bleibt man klar auf Optimierungskurs: „Durch das Logistikzentrum wurde per se schon ein großer Schritt weg vom klassischen Fachbodenregallager hin zu einem automatisierten Logistikzentrum mit RFID-Technologie geschaffen. Trotzdem prüfen wir regelmäßig unsere Logistikprozesse, um Optimierungspotentiale zu identifizieren, besonders im Hinblick auf die Digitalisierung.“

Wir steuern und übernehmen die Gesamtprozesse.

Nun möchte man technologisch noch einen Schritt weitergehen und plant waschbare RFIDs. „Dies hat gleich mehrere Vorteile: Die RFIDs können den kompletten Produkt-Lebenszyklus am Artikel bleiben, egal ob genäht oder gepatcht. Die Textilservicedienstleister können die waschbaren RFID-Transponder für ihre internen Prozesse weiter nutzen, sodass auch in der Mietwäsche auf eine aufwändige Artikelidentifizierung mit Barcodes verzichtet werden kann.“, so der Projektleiter.

Auf diese Weise ließe sich mittels RFID theoretisch der komplette Durchlauf in der Mietwäscherei steuern. „Waschmaschinen könnten beispielsweise Artikel identifizieren und dann geeignete Waschverfahren starten“, erklärt Lieb. „So bekämen die textilen Dienstleister auch volle Transparenz über die Kreisläufe der Kleidung.“

Wie bereits angedeutet, befindet sich unter dem Dach des Logistikzentrums auch gleich die Veredelungsabteilung von Weitblick. Da sich das Personalisierungs-Team hier vor Ort um allerhand Individualisierungen an der Workwear kümmert – vom einfachen Druck über Stickemblem bis hin zur Direkteinstickung von Firmennamen, Logo & Co. – halten die Kunden ihre personalisierte Arbeitskleidung noch schneller in den Händen.